Enthauptete Ehefrauen, eine Nase voll Nutella und das Emmeringer Hölzl
Ortsnamen wie Fürstenfeldbruck oder Überacker kämen in dieser Rubrik viel zu selten vor, ließ mich mein Vater neulich am Telefon wissen. »Als ob man hier bei uns kein perfektes Wochenende verbringen könnte!« Er hat ja Recht. Und so steige ich an einem Samstag in die S-Bahn und finde mich bald in meiner Heimatstadt Fürstenfeldbruck wieder.
Wir beginnen das Wochenende im Emmeringer Hölzl: Bei diesem Naturschutzgebiet handelt es sich um nichts weniger als ein Paradies. Hier zerplätschert sich die Amper in unzählige Nebenarme, die durchschwommen, durchwatet oder aufgestaut werden können. Die Dämme, die ich hier als Kind mit Freunden baute, waren die mächtigsten, die die Welt je gesehen hat.
Das Barockkloster Fürstenfeld ist zwar sehenswert; da ich es in der Schulzeit mehrfach besichtigt habe, lassen wir die von Cosmas Damian Asam mit beeindruckenden Fresken ausgeschmückte Kirche in Frieden und trinken statt dessen im benachbarten »Fürstenfelder« das köstliche König Ludwig Dunkel, das hier in Fürstenfeldbruck gebraut wird. Die Klosterkirche vor Augen grübeln wir, ob wir unsere Frauen im Betrugsfalle auch enthaupten würden – so wie Herzog Ludwig II. es mit Maria von Brabant machte, als er sie des Ehebruchs verdächtigte. Als sich der Verdacht kurz darauf als unbegründet erwies, stiftete er voller Reue das Kloster Fürstenfeld.
Den Sonntagmorgenregen ignorieren wir im Saunadorf der Amper-Oase, wo grasgedeckte Blockhütten aus 300 Jahre alten finnischen Kelokiefern, eine Erdsauna und ein kleiner See das Schwitzen zum Vergnügen machen. Am frühen Abend fahren wir über eine Allee nach Überacker. Etwas außerhalb des Dorfes in Richtung Rottbach steht eine Bank unter einer einsamen Linde. Da mein Vater ein guter Vater ist, ahnt er, dass mich diese Bank an ein Mäd-chen erinnert, aber weil er eben ein guter Vater ist, weiß er, dass ich nicht danach gefragt werden will. Wir bleiben so lange sitzen, bis wir hungrig sind. Im Gasthof Widmann wartet das Menü der Spitzenköchin Anna Schwarzmann auf uns. Nach sechs ausgezeichneten Gängen lehne ich mich zurück, ein Glas Haselnussschnaps in der Hand, das wie eine Badewanne voll Nutella riecht. »Perfekt«, sage ich. Mein Vater lächelt zufrieden: »Habe ich dir doch gesagt.«
Adressen
HOTEL ZUR POST, Hauptstraße 7, Tel. 08141/31420, 82256 Fürstenfeldbruck, www.hotelpost-ffb.de, DZ 90–115 Euro.
EMMERINGER HÖLZL, zwischen Stadtmitte und dem östlichen Ortsteil Emmering
Maronen und Steinpilze gibt es in einem Wäldchen zwischen dem Nikolausberg und dem Tonwerk (am Ortsausgang Fürstenfeldbruck Richtung München nach der Bahnunterführung links abbiegen).
GASTHOF WIDMANN, Bergstraße 4, 82216 Überacker, Tel. 08135/485, Sechs-Gänge-Menü für 49,90 Euro
AMPER-OASE, Klosterstraße 7, 82256 Fürstenfeldbruck, Tel. 08141/31280, Tageskarte 12,50 Euro
Text & Foto: Christoph Koch
Erschienen in: SZ-Magazin