Unionspolitiker wollen die Heroinabgabe an Schwerstabhängige einstellen.
Die Experten sind sich erstaunlich einig: Das Modellprojekt, in sieben deutschen Städten synthetisches Heroin unter ärztlicher Aufsicht an Abhängige auszugeben, ist ein klarer Erfolg. Von München bis Hamburg setzten sich alle beteiligten Kommunen für eine Verlängerung des Ende Juni auslaufenden Projekts ein. Die Fachwelt bewertet es einhellig als gesundheits- und sozialpolitisch erfolgreich. Viele Süchtige fänden den Weg zurück in ein drogenfreies Leben – selbst die anfangs skeptischen Anwohner der Ausgabestellen berichteten über keinerlei Probleme. Alles bestens? Leider nicht.
Die CDU/CSU-Fraktion des Bundestags lehnt eine Weiterführung des Projekts ab, unionsregierte Länder wie Niedersachsen wollen sie im Bundesrat verhindern. Grund: die Kosten von rund 30 Millionen Euro. Zwar ist die sogenannte Diamorphin- Therapie teurer als eine Behandlung mit Methadon, aber auch erfolgreicher – und durch sinkende Beschaffungskriminalität und Krankheitskosten am Ende günstiger. Die Medizinische Hochschule Hannover will den Versuch nun durch juristische Schritte retten: Ein Ende, so ein Mitarbeiter, wäre für die Beteiligten lebensgefährlich und käme einem Insulinverbot für Zuckerkranke gleich.
Text: Christoph Koch
Erschienen in: NEON