Wie war das noch mit den sauren Gurken? Leitet Sex die Wehen ein? Tipps für den richtigen Umgang mit dem BABYBAUCH – für Frauen und Männer.
Appetit
Für den Heißhunger schwangerer Frauen auf bestimmte Nahrungsmittel gibt es zwei Theorien: Die eine besagt, dass der Appetit, zum Beispiel auf saure Gurken, im Gehirn entsteht, das genau die Nährstoffe an – fordert, die Mutter und Kind gerade brauchen. Die zweite Theorie geht davon aus, dass die in der Schwangerschaft vermehrt produzierten Hormone Östrogen und Progesteron den Geruchssinn sensibilisieren. Viele Schwangere verzichten deshalb ganz automatisch auf ungesunde Sachen, was auch für das Kind besser ist. Generell wird Schwangeren geraten, ihren Gelüsten zu folgen und das zu essen, wonach ihnen gerade ist. Vom alten Credo »Essen für zwei« ist man jedoch schon lange abgerückt.
Bugaboo
Niederländische Kinderwagenfirma, die technische Fortschritte in einen lange Zeit stagnierenden Markt gebracht hat. Die Sitzposition des Kindes lässt sich leichter verändern, und die Räder machen auch einen Offroadeinsatz möglich. Ob es an diesen Finessen liegt, dass der Bugaboo zum Ferrari unter den Kinderwagen geworden ist, oder daran, dass er in »Sex And The City« vorkam, ist heute nicht mehr festzustellen. Bei Männern ist der Bugaboo beliebt, weil er statt Bärchenaufdrucken zahlreiche Verstellmöglichkeiten bietet.
Cafés
Häufig Kampfzone zwischen werdenden Eltern und Kinderlosen. Seitdem in kaum noch einem Café geraucht werden darf, können sich Erstere zwar nicht mehr über Zigarettenqualm am Nachbartisch beschweren, aber noch immer über den Lärm, wo doch der/die/das Kleine schlafen soll, während sie ihren Milchkaffee schlürfen. Die Nichteltern nervt die Tatsache, dass sie sich an Kinderwägen und Riesenbäuchen vorbeikämpfen müssen und dass durch beherztes Ausgehen junger oder werdender Eltern Cafés ihre Eigenschaft als Orte verlieren, an denen Singles früher unter sich waren.
Detektiv
Wie kommt man einer Freundin, die mit ihrer Schwangerschaft noch nicht rausrückt, auf die Schliche? Hier drei untrügliche Anzeichen: Sie, die größte Schnapsdrossel der Welt, bestellt plötzlich nur noch Wasser im Restaurant. Kettenraucherinnen geben sich plötzlich geläutert. Und wer die Mitbewohnerin nie mehr Alkohol trinken sieht, dafür aber jeden Morgen jammervolle Würgearien aus dem Badezimmer vernimmt, kann eigentlich schon anfangen, sich Wissen über Kinderwagenmodelle (> Bugaboo) anzulesen.
Gerade unter Kollegen das beliebteste Mittel, um sich gegenseitig über den Fortschritt und die Ankunft des Nachwuchses auf dem Laufenden zu halten. Bitte, weniger ist mehr: Keine Bilder von jeder einzelnen Ultraschalluntersuchung, eine Mail mit Foto nach der Geburt reicht völlig! Väter neigen da zu, in ihrer postnatalen Ergriffenheit auch die Mutter abzulichten. Die – vollgepumpt mit Drogen, nass geschwitzte Haare in der Stirn und völlig ausgelaugt – leider nicht in der Lage ist, sich gegen diese Art der Indiskretion zu wehren. Das kompromittierende Foto später an den Pinnwänden von Freunden zu finden, ist oft Auslöser des ersten richtigen Krachs des Eltern paares.
Formen
Wie eine Frau wirklich tickt, er fährt ihre Umwelt – egal ob Freundeskreis, Partner, Eltern oder ihr Bankberater – im Grunde erst während ihrer Schwangerschaft. Die folgenden Typen kommen besonders häufig vor:
- Die Perfektionistin: Sie muss während der Schwangerschaft keine Bücher (> Literatur) mehr lesen. Das hat sie getan, bevor sie die Pille abgesetzt hat, um zu wissen, was sie erwartet. Auf den Namen hat sie sich im dritten Monat mit ihrem Partner »geeinigt«, das Kinderzimmer ist im fünften komplett eingerichtet.
- Die Peinliche: Nimmt auch die Hände der fremdesten Menschen und drückt sie auf ihren Bauch. Verschont in ihrer qualvollen Offenheit niemanden mit intimen Details zu ihrer Anatomie und ihren Körperfunktionen.
- Die Panische: Ist bereits mit der Handhabung des Schwangerschaftstests überfordert und kann vom Apotheker nur mühsam davon ab – gehalten werden, ihn in dessen Anwesenheit durchzuführen. Meldet ab dem fünften Monat regelmäßig Wehen und geplatzte Fruchtblasen per SMS-Verteiler an ihre Freunde.
- Die Punkerin: Geht noch im siebten Monat zum Snowboarden und auf Indiekonzerte in kleine Kellerclubs. Das tägliche Glas Wein, das sie ihrem Arzt als Trinkration abgetrotzt hat, hebt sie sich für den Moment auf, in dem ihr Partner nach Hause kommt, denn »davon werde ich immer so scharf«.
Gern gehört
»Genieß die Zeit!« ist neben »Wisst ihr schon, was es wird?« der vermutlich häufigste Satz, den werdende Eltern zu hören bekommen. Andere beliebte Floskeln Unschwangerer (> nervig): »Wann ist es denn so weit?«, »Ich finde ja diese kleinen Turnschuhe von Converse soooo süß!« und »Klar komme ich dann mal Babysitten!«.
Hechelkurs
Die ironisch-distanzierte (> Männer) Umschreibung für den Geburtsvorbereitungskurs könnte bald aussterben, denn inzwischen wird dort so gut wie gar nicht mehr gehechelt. Die Kurse werden in der Regel von Hebammen geleitet, von der Krankenkasse bezahlt und finden entweder wöchentlich statt oder konzentriert an einem kompletten Wochenende. Dort werden neben gymnastischen Übungen auch Themen wie »Anmeldung im Krankenhaus« und andere organisatorische Fragen behandelt.
Intensiv
Je länger ein Paar versucht, ein Kind zu kriegen, umso eher wird es, wenn es schließlich klappt, ein Sohn. Das fanden niederländische Wissenschaftler heraus. Pro Jahr steigt die Wahrscheinlichkeit, schließlich einen Jungen zur Welt zu bringen, um vier Prozent.
Job
Während der Schwangerschaft sowie vier Monate nach der Geburt sind Kündigungen unzulässig, sofern dem Arbeitgeber die Schwangerschaft bekannt ist (§ 9 Abs. 1 Mutterschutzgesetz). Sollte der Arbeitgeber nichts von der Schwangerschaft wissen, kann die Gekündigte ihn auch binnen zwei Wochen über ihre Schwangerschaft informieren, die Kündigung wird dann hinfällig. Selbst diese Zwei wochenfrist kann verlängert werden, wenn die Frau zum Zeitpunkt der Kündigung schwanger ist, aber selbst noch nichts von ihrer Schwangerschaft weiß. In diesem Fall muss sie den Arbeitgeber unverzüglich informieren, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfährt, damit die Kündigung unwirksam wird. Vorsicht, das Mutterschutzgesetz greift nicht bei befristeten Arbeitsverträgen!
Kaiserschnitt
Inzwischen kommen in Deutschland rund dreißig Prozent aller Kinder per Kaiserschnitt zur Welt, vor zehn Jahren waren es noch etwa achtzehn Prozent. Die Gründe: Zum einen sind die Risiken des Eingriffs stetig gesunken. Sie sind heute kaum höher als bei einer natürlichen Geburt. Außerdem ist das durchschnittliche Gewicht der Kinder gestiegen. Säuglinge über 4000 Gramm sind keine Seltenheit mehr. Bei dieser Gewichtsklasse kommt es häufiger zu mechanischen Störungen des Geburtsablaufs, die einen Kaiserschnitt notwendig machen. Ein weiterer Faktor ist jedoch der sogenannte »Wunschkaiser schnitt«. Die ursprünglich lebensrettende Notmaßnahme wird zur geplanten Form der Entbindung. Während die Befürworter des Wunschkaiserschnitts auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau, das geringere Risiko für Beckenbodenschäden sowie schönere Kopfformen der Babys hinweisen, sehen die Gegner den Kaiserschnitt nicht als gleichwertige Alternative zur normalen, häufig schmerzhaften, dafür emotional intensiveren Geburt an.
Literatur
Nahezu alle Paare, die ein Kind erwarten, nehmen sich vor, sich nicht von den Unmengen an Ratgeberliteratur verrückt machen zu lassen. Im sechsten Monat stehen trotzdem zwei Meter Babybuch im Regal, da – runter häufig Werke wie »Mein Kind schläft durch« von Eva Herman. »Das Baby. Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung« von Louis und Joe Borgenicht oder »Ach, du dickes Ei! Schwanger mit Schwung« von Kaz Cooke und Renate Reinhold.
Männer
Sind zweifellos das Schlimmste an der Schwangerschaft. Während ihre Partnerin sich mit Elefantenfüßen zur Toilette schleppt, um eine Schoko-Essig-Mousse zu erbrechen (> Appetit), klagen sie über Unwohlsein und Stress. Täglich denken sie, »geil, ihre Brüste werden ja immer noch größer«, (> Sex) und glauben, es wäre okay, dass man dasselbe über ihren eigenen Bauch sagen kann. »Wir sind schwanger«, lautet ihr Credo, und sie wollen es sich »auf keinen Fall nehmen lassen«, die Nabelschnur nach der Geburt zu durchtrennen. Als ihre Partnerin sie im Kreißsaal jedoch zum ersten Mal im Wehenwahn anschreit, fangen sie an zu weinen, und als sie sehen, wie verklebt der kleine Mensch ist, der da ans Tageslicht kriecht, werden sie ohnmächtig. Ihren Kumpels erzählen sie natürlich, sie hätten zigarrerauchend die Telefonnummern schöner Krankenschwestern zurückweisen müssen.
Nervig
Schon klar, eine Schwangerschaft ist kein Kinderspiel und stellt das Leben der werdenden Eltern komplett auf den Kopf (> Psyche). Für den Freundeskreis ist diese Zeit dennoch eine gehörige Belastungsprobe, denn plötzlich gibt es kein anderes Thema mehr. Hier einige klassische Gesprächssituationen:
- »Hast du schon Simone getroffen, seit sie aus Australien zurück ist« – »Nee, aber sag mal, hat die damals während ihrer Schwangerschaft eigentlich auch so zugenommen? Bei mir sind es schon sieben Kilo …«
- »Bayern ist in dieser Saison einfach unschlagbar « – »Ja, und Luca Toni sieht echt super aus … ich könnte ihn mir echt als Vater meiner Kinder vorstellen, wenn ich nicht schon so glücklich wäre mit Tom … erst gestern hat er wieder Babysocken gekauft, ist das nicht süß? Wir freuen uns schon so …«
- »Mein Großvater ist am Wochenende ins Krankenhaus gekommen.« – »In welchem Krankenhaus ist er denn? Wir waren ja neulich in Harlaching und haben uns den Kreißsaal angesehen.«
Online
Das Internet weiß immer Rat. Für besonders Gewissenhafte gibt es unter schwanger-info.de eine Checkliste für den berühmten »Klinikkoffer« – damit von Haargummis bis zum Fotoapparat nichts vergessen wird, wenn es plötzlich schnell gehen muss.
Psyche
Viele Frauen leiden in der Schwangerschaft unter extremen Stimmungsschwankungen. Im raschen Wechsel folgen Phasen der Niedergeschlagenheit auf Momente absoluter Premiumlaune. Vor allem Frauen, die sich die Schwangerschaft sehnlichst gewünscht haben, sind darüber oft erstaunt. Dabei sind diese emotionalen Wechselbäder meist hormonell bedingt und völlig normal. Häufig können jedoch auch grundsätzliche Lebensfragen der Auslöser sein, die durch die Schwangerschaft verstärkt begrübelt werden – oder die Angst vor dem eigentlichen Vorgang der Geburt und den damit verbundenen Schmerzen.
Quatsch
Im Lauf der Jahrhunderte haben sich zahlreiche Formen des Aberglaubens um die Schwangerschaft gerankt. Einige der schönsten Mythen:
- Sieht eine Schwangere einen Brand, bekommt sie ein rothaariges Baby.
- In Jahren mit guter Nussernte kommen besonders viele Jungen zur Welt.
- Die Wiege darf vor der Geburt nicht geschaukelt werden, sonst weint das Kind später viel.
- Legt ein Huhn ein Ei ohne Eigelb, so muss man das Ei übers Nachbarhaus werfen. Sonst wird eine alte Frau noch mal schwanger.
Reisen
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, während der Schwangerschaft zu verreisen, sofern einige Dinge beachtet werden: Ein starker Klimawechsel stellt eine große Belastung für den Organismus dar, die Haut ist während der Schwangerschaft außerdem sonnenempfindlicher. Auf Langstreckenflügen ist das Thromboserisiko bei Schwangeren stark erhöht, viele Fluggesellschaften haben deshalb Beschränkungen, bis zur wievielten Schwangerschaftswoche werdende Mütter mit fliegen dürfen. Als günstigste Zeit für einen Urlaub hat sich der fünfte Monat erwiesen. Da geht es den meisten Schwangeren gut. Die Umstellungsphase ist abgeschlossen und der Bauch noch nicht so groß, dass das Reisen beschwerlich ist.
Sex
Gegen Sex in der Schwangerschaft ist aus medizinischen Gründen nur in Ausnahmefällen etwas einzuwenden, dennoch klagen manche Paare darüber, dass im Bett nichts mehr läuft. Die Frau fühlt sich unattraktiv, die Hormone spielen verrückt, der Mann fühlt sich komisch dabei, sein Ding ausgerechnet dort reinzustecken, wo gerade sein Kind heranwächst. Grundsätzlich kann dem Baby beim Geschlechtsverkehr jedoch nichts passieren. Auch die Angst, durch den Orgasmus der Frau könnten die Wehen verfrüht ein geleitet werden, ist unbegründet. Wenn der errechnete > Termin der Geburt bereits verstrichen ist, kann Sex aber tatsächlich geeignet sein, die Geburt auf natürliche Weise einzuleiten.
Termin
Eine Schwangerschaft dauert im Durchschnitt 266 Tage. Da nur die wenigsten Eltern den genauen Zeugungstermin kennen, kann man den Geburtstermin auch wie folgt errechnen: Vom ersten Tag der letzten Menstruation werden drei Monate abgezogen, dann eine Woche und ein Jahr addiert. Nur vier Prozent der Babys kommen genau am errechneten Termin zur Welt, ein Viertel jedoch immerhin innerhalb einer Woche um den Termin. Bei den Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft kann der Arzt anhand der Embryogröße überprüfen, ob der errechnete Termin richtig ist, und ihn gegebenenfalls korrigieren. Sollte der Geburtstermin um eine Woche überschritten werden, besteht noch kein Anlass zur Sorge. Der Arzt ordnet dann jedoch häufigere Untersuchungen an, um zu überprüfen, ob es dem Kind gut geht.
Unmöglich
Auch im hohen Alter ist eine Schwangerschaft inzwischen nicht mehr unmöglich. Als älteste Mutter der Welt gilt die 67-jährige Spanierin Carmela Bousada, die Ende 2006 Zwillinge zur Welt brachte.
Vorteile
Neben den zahlreichen Unannehmlichkeiten (> Männer) kommen auf Schwangere durchaus auch einige Vorteile zu: Von dem Geschenkeregen der »Baby Shower« (> Zeug) abgesehen, wird ihnen öfter die Tür aufgehalten und in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Sitzplatz angeboten. Bei den Bürgerbüros in München und zahlreichen anderen Städten müssen Schwangere nicht mit den anderen armen Seelen warten, sondern werden bevorzugt behandelt. Die Polizei ist allerdings weniger kulant und erkennt den Mutterpass nicht als Schwerbehindertenausweis an. Frauen dürfen also auch in den letzten Wochen der Schwangerschaft nicht auf Behindertenparkplätzen parken.
Wie viele
684 862 Kinder wurden 2007 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland geboren – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, wo die Geburtenzahl den tiefsten Stand seit 1946 erreicht hatte. Die höchste Geburtenzahl wurde 1964 registriert, damals wurden in Ost- und Westdeutschland insgesamt 1,36 Millionen Babys geboren.
Xaver
Vorname, der es im vergangenen Jahr leider nicht unter die Top 200 der beliebtesten Jungsnamen geschafft hat. Platz eins belegte »Leon«, danach folgten »Lukas/ Lucas« und »Luka/Luca«. Bei den Mädchen waren »Hanna/Hannah« sowie »Leonie/Leoni« und »Lena« die beliebtesten Namen.
Zeug
Hielt man es früher noch für ein schlechtes Omen, werdenden Eltern bereits vor der Geburt Babysachen zu schenken, wird inzwischen die »Baby Shower« immer populärer. Das aus den USA importierte »Fest für die werdende Mutter« wird im letzten Drittel der Schwangerschaft meist von einer Freundin ausgerichtet. Es dient dazu, die Schwangere bei einem gefühligen Beisammen sein mit Kram zu überschütten, von dem sie noch nicht einmal geahnt hat, dass es ihn gibt. Der Vater hat bei dieser Veranstaltung nichts verloren. Ihm bleibt das »Babypinkeln« genannte Besäufnis nach der Geburt.
Text: Christoph Koch
Erschienen in: NEON