Darüber, wie er am längsten hält und am WENIGSTEN ENERGIE verbraucht, gibt es so viele Theorien wie unterschiedliche Ladegeräte. Warum ist das so? Und wann kommt endlich der Wunderakku, der ewig hält?
Die Welt funktioniert nur so lange, wie die Akkus laufen. Überall werden die Energiespeicher heute eingesetzt, von Autobatterien über Operationssäle bis hin zu U-Booten. In diesem Text soll es aber vor
allem um Lithium-Ionen-Akkus und deren Weiterentwicklung, die Lithium-Polymer-Akkus, gehen. Das sind die kleinen Kästchen, die in Laptops, Digitalkameras und Mobiltelefonen stecken. Sie gelten als die Königsklasse der Akkus, da sie relativ klein sind, vergleichsweise viel Strom speichern können, dabei gleichzeitig wenig Hitze abstrahlen und lange halten.
Vollmachen
Um Strom zu speichern beziehungsweise zu sammeln – denn Akkumulator heißt wörtlich »Sammler« -, wird bei Akkus elektrische Energie in chemische Energie umgewandelt. Beim Lithium-Ionen-Akku werden dabei, wie der Name schon sagt, Lithium-Ionen verschoben. Wie das genau funktioniert, muss man nicht verstehen. Wichtig ist vor allem, dass man Akkus wegen der darin enthaltenen Chemikalien nicht in den Hausmüll werfen, sondern im Handel oder auf einem Recyclinghof entsorgen sollte.
Wenn altkluge Gadget-Haudegen das Wort »Memory-Effekt« in die Konversation einflechten, meinen sie das Phänomen, dass Akkus sich »merken« würden, wenn man sie immer nur zur Hälfte leer werden lässt und dann wieder auflädt. Wie ein Muskel, den man nicht richtig trainierte, würden sie dadurch nach und nach an Leistungsfähigkeit einbüßen. Aber, kann man den Energieexperten entgegnen, das war früher. Den Memory-Effekt weisen nur Nickel-Cadmium-Akkus auf, die inzwischen kaum mehr verwendet werden. Die Akkus, die heute in Handys, Camcordern und anderer Kleinelektronik verbaut werden, haben dieses Problem nicht mehr. Ihre Lebensdauer wird vor allem durch die Anzahl der Ladezyklen bestimmt – also wie oft man sie auf lädt und wieder entleert. Die meisten modernen Akkus haben eine Lebensdauer von rund 500 Zyklen.
Leermachen
Der Umkehrschluss, den Akku immer vollzuladen und dann komplett leer werden zu lassen, um möglichst viele Ladezyklen rauszuholen, ist jedoch falsch. Denn den Akku von fünfzig Prozent auf hundert Prozent aufzuladen, zählt nicht als ganzer Ladezyklus, sondern deutlich weniger als ein halber. Am meisten belastet es den Akku, wenn er ganz leer gemacht wird. Im Idealfall lädt man den Akku also schon bei etwa vierzig Prozent Restleistung wieder auf. Das nennen die Leute aus dem Physik-LK dann »flach zyklen«. So hält er am längsten.
Nur am Anfang sollte man den neuen Akku ein paarmal ganz aufladen und wieder vollständig leeren, damit er seine komplette Kapazität erhält. Leider halten auch gut behandelte Akkus nicht ewig, denn ihre Lebensdauer hängt nicht nur von den oben erwähnten Ladezyklen ab, sondern ganz banal auch von ihrem Alter. Selbst wer so wenig telefoniert, dass er einen Akku nur einmal im Monat aufladen muss, wird feststellen, dass der Akku nach ein paar Jahren schwächer wird. Gerade wenn man zu den freundlichen Menschen gehört, die nicht ständig eine Kamera mit sich rumtragen, abdrücken und dann »Hähä, wie du da guckst!« rufen, sollte man vor dem Urlaub den Akku überprüfen, denn auch in unbenutztem Zustand entladen sich die Lithium-Ionen-Akkus langsam aber stetig. Am langsamsten geht diese Entladung vonstatten, wenn man sie mit etwa sechzig Prozent Kapazität und rund fünfzehn Grad Celsius lagert – also nicht unbedingt auf dem Fensterbrett in der prallen Sonne.
Kabel sortieren
Dass man mit jedem Elektro-Gadget, das man mit in den Urlaub nimmt, auch ein separates Ladegerät mitschleppen muss, ist keine reine Schikane: Im Gegensatz zu Batterien sind Handy- oder Laptop-Akkus nicht mehr in Größe und Leistung genormt. Das hat auch Vorteile für den Verbraucher: Nur so können die Geräte immer kleiner und leichter werden. Wenn die Akkus aber nicht mehr gleich sind, können es auch die Ladegeräte nicht sein. Manche Handys oder Kameras haben jedoch Mini-USB-Schnittstellen, mit denen man nicht nur Daten übertragen, sondern auch Energie laden kann – so spart man Gepäck, indem man das Gerät etwa an einen Laptop anschließt und von dort Strom abzapft.
Wie es funktionieren könnte, dass einem der Saft irgendwann gar nicht mehr ausgeht, daran forschen derzeit die Düsentriebe vom »Massachusetts Institute of Technology« und setzen dabei statt wie bisher auf Chemikalien auf eine Mischung aus Kondensatoren und Nanotechnologie. Die neuen Superakkus sollen länger halten, keinen Leistungsverlust im Alter aufweisen, und das Aufladen soll nicht mehr Stunden, sondern nur Sekunden dauern. Bis zur Marktreife soll es noch ein paar Jahre dauern. Solange steht uns immerhin die Ausrede zur Verfügung: »Du, ich wollte dich echt zurückrufen, aber mein Akku war alle …«
Text: Christoph Koch
Erschienen in: NEON
Interessanter Artikel, spritzig geschrieben. Kompliment !