Bisher diente der reale Krieg als Vorlage für Computerspiele – ab jetzt ist es umgekehrt.
Der amerikanische Waffenhersteller Raytheon hat das sogenannte »Universal Control System« entwickelt – eine neue Steuerungseinheit für Militärdrohnen. Bisher waren diese unbemannten Miniflugzeuge über Tastatur nur sehr mühsam zu steuern, die Ausbildung kostspielig. Die Firma heuerte darum Spieleentwickler an und verwendet für die neue Benutzeroberfläche teilweise dieselbe Hardware, die in der Xbox oder der Wii zum Einsatz kommt.
Während die Drohnen dann über Irak oder Afghanistan eine feindliche Stellung mit Raketen befeuern, sitzt der Pilot in der Nähe von Las Vegas in einem laut Raytheon »ergonomischen Ledersitz« mit »verstellbaren Arm und Fußstützen«. Von Getränkehaltern ist nicht die Rede, über raschen würde es einen jedoch nicht. Schneller Anflug, präzises Anvisieren, im richtigen Moment den Feuerknopf drücken – auf ins nächste Level. Und während auf der einen Seite der Krieg sauberer und virtueller wird und aussieht wie die Mission eines Playstation- Shooters, bleiben die Explosion und die Toten am anderen Ende der Raketenflugbahn real.
Text: Christoph Koch
Erschienen in: NEON
Foto: Raytheon