In der Reihe “Mein Medien-Menü” stellen interessante Menschen ihre Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten vor. Ihre Lieblingsautoren, die wichtigsten Webseiten, tollsten Magazine, Zeitungen und Radiosendungen – aber auch nützliche Apps und Werkzeuge, um in der immer größeren Menge von Informationen, den Überblick zu behalten und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Jeden Montag also ein neues Medien-Menü. Diese Woche: die Schriftstellerin und Moderatorin Else Buschheuer.
Wie informieren Sie sich morgens als erstes?
Über Facebook, Twitter und Google News. An Tagen, die wie seltene Diamanten funkeln, aber auch überhaupt gar nicht.
Welche Zeitungen oder Magazine haben Sie im Abo oder lesen Sie regelmäßig?
TV Spielfilm. Da bin ich old-fashioned.
Was lesen Sie auf Reisen?
eBooks oder geschenkte Monographien, die ich nach Ende der Reise irgendwo aussetze, sie sollen zurück in den Kreislauf.
Welche Blogs lesen Sie?
Blogs lese ich nur unregelmäßig, spontan nachgedacht: Katharina Ohana, Meike Lobo, Antje Schrupp, meinwärts, Litheart, Fraujulie.
Was ist wichtige berufliche Lektüre für Sie?
Filmkritiken, Drehbücher, Treatments, Exposés – und Kollegenbücher
Welche Art von Büchern lesen Sie am liebsten (Sachbücher, Fiction, Biografien)?
So formal gehe ich da nicht ran. Ich lese themenbezogen. Also wenn ich mich über Nofretete fitmache, lese ich Bücher über sie, und wenn ich eine Gefängnisszene schreibe, les ich Bücher übers Gefängnis. Sonst Romane. Ich gebe regelmäßig Geld aus für (übrigens ausschließlich literarische) Hörbücher, am liebsten vom Autor selbst gelesen – auch, wenn er es nicht kann.. Schauspieler gestalten mir immer zuviel. Ich habe aber kaum Zeit, sie zu hören, weil ich kein Auto besitze. Manchmal im Zug.
Welches Buch hat Sie in letzter Zeit am meisten beeindruckt?
„Vielen Dank für das Leben“ von Sibylle Berg. „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald. Beide im ICE gekindelt.
Welche Apps/Tools/Programme helfen Ihnen, informiert zu bleiben?
Die Seite filmstarts.de und im seltenen fall von Breaking News, die mich innerlich berühren, die Tagesschau-App (ich mag diesen mittelalterlichen Verlautbarungscharakter.)
Wie viel lesen Sie auf dem Smartphone, Tablet, o.ä.?
Auf dem Smartphone les ich gar nicht, das ist mir zu fummelig. Ich hab jetzt ein iPhone, obwohl ich das hasse. Da aber das neue Blackberry und das neue Macbook Pro versuchen, sich gegenseitig zu zerstören, bin ich nun, der Not gehorchend, ein vollwertiges Mitglied der Apple-Sekte geworden. iPad hab ich erst neu. Das ist aber nur eine Spielerei. Um es ernsthaft zu benutzen, was ich anstrebe, braucht man eine extra Tastatur. Da bitte bei Gelegenheit noch mal nachfragen.
Welche Rolle spielen Leseempfehlungen/Links durch Soziale Netzwerke?
Eine sehr große. Kommt allerdings drauf an, wer mir was empfiehlt. Ich hab meine Spezis, wenn die einen Link setzen, dann weiß ich: Den Artikel oder das Buch muss ich lesen.
Wer sind Ihre Lieblingsautoren (Buch, Zeitung, Magazin)?
Ich lese die Kolumnen von Sibylle Berg und Harald Martenstein, wann immer ich auf einen Link stoße. Außerdem Franz Josef Wagner und Hans Zippert, sporadisch, online, ohne die entsprechenden Organe zu kaufen. Ich vermisse Michael Althen (Filmkritiker, gestorben)
Gibt es eine Radio- oder Fernsehsendung, die Sie möglichst nie verpassen?
Cover My Song (läuft aber grad nicht). Herr Eppert sucht. Wild Germany. Roche & Böhmermann.
Haben Sie einen Lieblings-Podcast?
Das lebensphilosophische Quartett bei MDR Figaro
Wie haben sich deine Lesegewohnheiten in den letzten Jahren geändert?
Ich habe nach dem 11. September 2001 aufgehört, Zeitungen zu lesen. dieses ständige Durchkauen von Tagesaktualität, dieses mit-Trend-gestopft-werden, das Manipuliertwerden hat mich ganz wuschig gemacht. Zeitunglesen fehlt mir nicht. Die richtungsweisenden Artikel im Feuilleton erreichen mich über Empfehlungen, Likes, Links. Und wenn nicht, dann geht die Welt auch nicht unter. Außerdem bin ich wegen einer chronischen Augenkrankheit auf eBooks umgestiegen. Da kann man die Schrift großstellen.
Irgendetwas, das ich vergessen habe, Sie aber trotzdem gerne lesen / sehen / hören?
Meine partielle Einsilbigkeit in manchen Bereichen vermittelt den Eindruck, dass ich im Grunde gar nichts mache. Der Eindruck trügt! Was ich hauptsächlich mache, also neben dem Romanschreiben und diesem unbedingt untergeordnet, ist: Filme gucken. Zum einen, weil ich Fernsehkritiken für die Süddeutsche Zeitung schreibe, zum anderen, weil ich jetzt das zweite Jahr in der Jury des deutschen Fernsehpreises sitze, da muss man tonnenweise Sendungen und Fernsehfilme kennen, und dann ist da auch noch mein Filmmagazin „Kino Royal“ im MDR. Es kann also sein, dass ich morgens aufwache und die erste DVD ins Notebook lege. Dann marschiere ich, den Computer wie einen dressierten Vogel auf der Hand, durch die Wohnung. Ich nehm ihn mit ins Bad zur Morgenwäsche, mit in die Küche zum Kaffeemachen, mit zum Anziehen, zum Schminken, etc. Auf diese Weise schaffe ich einen Film, bevor um 10 Uhr im Passagekino in Leipzig die erste Pressevorführung läuft. Wenn die Zeit da und der Film spannend ist, läuft um 12 Uhr die nächste Pressevorführung (meist Wochen und Monate vor dem Kinostart). Dann schaue ich am Nachmittag beruflich noch 3-4 Filme oder Sendungen – und abends einen aus meiner geliebten privaten DVD-Sammlung, an der ich ein bisschen hänge, obwohl ich immer propagiere, an nichts zu hängen. Aber so ist es mit Theorie und Praxis.
Else Buschheuer schreibt als Autorin für Süddeutsche Zeitung, Spiegel und Tagesspiegel, im MDR moderiert sie das Kinomagazin „Kino Royal“. Nach ihren Bestsellern „Ruf! Mich! An!“ (2000), „Masserberg“ (2001), „Venus“ (2005) und „Der Koffer“ (2006) erschien zuletzt „Verrückt bleiben! Mein Leitfaden für freie Radikale„. Sie twitter als @buschheuer.
Foto: Corwin von Kuhwede
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Vielen Dank an “The Atlantic Wire” für das wundervolle Format (dort heißt es “What I Read”). Wer Vorschläge hat, wer in dieser wöchentlichen Rubrik auch einmal zu Wort kommen und seine Lieblingsmedien vorstellen und empfehlen sollte, kann mir gerne schreiben.
Disclosure: Mit vielen der Menschen, die hier ihre Mediengewohnheiten vorstellen, bin ich befreundet oder zumindest leidlich bekannt.