Für die brandeins-Ausgabe 02/2015 („Danke, NSA!“) habe ich über das Hamburger Start-up Protonet und seine gut vermarktete Vision einer privaten, sicheren Cloud für jedermann berichtet. Nun geht die Firma in die USA – doch dies gefällt nicht allen Alt-Investoren.
Es war ein furioser Start: In nicht mal einer Woche sammelte Protonet im Juni 2014 über die Finanzierungsplattform Seedmatch drei Millionen Euro ein – damals Weltrekord. Das Produkt: eine sechseckige Serverbox, die Daten anstatt in der Cloud sicher zu Hause oder in der Firma vorhalten sollte. Schon bald gab es Zweifel, ob Protonet nicht eher ein gutes Gefühl von Sicherheit und Rebellion vermarkte. Doch der NSA-Skandal sorgte für ausreichend Rückenwind.
Gut zwei Jahre später scheint dieser verflogen zu sein: Gerade mal 2000 Boxen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mittlerweile verkauft. So erschien es als eine gute Nachricht, dass das Protonet-Team um den Gründer und Geschäftsführer Ali Jelveh einen Platz im angesehen US-Gründerzentrum Y Combinator ergattern konnte, das schon Firmen wie Airbnb oder Dropbox gefördert hatte. Dafür wurde eine Firma nach amerikanischen Recht, die Protonet Inc. gegründet, in der die deutsche GmbH nahezu komplett aufgehen sollte. Das sorgte unter den deutschen Crowd-Investoren für Unruhe.
Ein solcher Exit bedeutet normalerweise, dass sie ihr investiertes Geld wiederbekommen, mögliche Gewinne inklusive. Mit Gewinnen sieht es allerdings schlecht aus, denn Protonet Inc. wird nicht etwa für mehrere Milliarden Dollar von Google oder Amazon übernommen, sondern Y Combinator erwirbt für 120 000 Dollar eine Beteiligung von sieben Prozent – das entspricht also einem angenommenen Firmenwert von rund 1,7 Millionen Dollar. Vor zwei Jahren, auf dem Höhepunkt des Crowdfunding-Erfolgs war Protonet fast zehnmal so hoch bewertet worden.
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Text: Christoph Koch
Foto: Screenshot brandeins.de