Teilen wir uns bald alle unsere Autos? Zocken Firmen wie Uber nur ihre Fahrer ab? Und was ist dieses Ridesharing überhaupt? Hier erkläre ich es von A bis Z. Mein Lieblingsbuchstabe: P wie Psychologie.
Anfänge
Uber wurde im März 2009 unter dem Namen UberCab als Limousinenservice gegründet. Der heutige CEO Travis Kalanick war damals als „Mega Advisor“ oder „Chief Incubator“ an Bord.
Im Juni 2010 bietet Uber in San Francisco die ersten Fahrten an. Der Markt eignet sich extrem gut für Ridesharing, da das gewöhnliche Taxiangebot dort zu diesem Zeitpunkt extrem schlecht und unzuverlässig funktioniert. UberCab, das anfangs nur mit professionellen Fahrern und Limousinen arbeitet, kommt gut an. Im Dezember 2010 wird Travis Kalanick zum CEO, im Mai 2012 startet der Dienst in New York City. Erst im Juli 2012 mit dem Start von „UberX“ wird die Firma zu der, die wir heute kennen: Bei UberX können auch Privatleute in ihrem eigenen Auto Fahrgäste mitnehmen und damit Geld verdienen. Einen Monat später nimmt Konkurrent Lyft den Betrieb auf – ebenfalls in San Francisco.
Bewertungen
Was vielen nicht klar ist: Nicht nur die Fahrgäste bewerten bei Uber die Fahrer – die Fahrer bewerten umgekehrt auch ihre Kunden. Diese Fahrgastbewertungen sind bislang ein wenig versteckt: Man findet sie nicht im Profil, sondern im Hilfebereich unter der Rubrik „Konto und Zahlungsoptionen“. Uber kündigte jedoch an, die Bewertungen in Zukunft auch direkt in der App anzuzeigen. Bei Lyft muss man seine Bewertung als Fahrgast per Mail vom Support erfragen (oder den Fahrer, der kann sie ebenfalls sehen). Bei der deutschen Plattform Mytaxi werden die Fahrgäste zwar nicht mit Sternen bewertet, die Fahrer haben jedoch die Möglichkeit, Fahrgäste dauerhaft zu blocken, von denen sie nicht mehr gerufen werden wollen.
Carsharing
Nicht dasselbe wie Ridesharing: Bei Carsharing (car2go, DriveNow etc.) leiht man sich kurzzeitig ein Auto und fährt selbst. Bei Ridesharing bucht man eine Dienstleistung – in der Regel ein Fahrer mit einem eigenen Auto. Dabei gibt es wiederum verschiedenen Modelle: Man kann als Einzelfahrgast unterwegs sein, dann bestimmt man auch unmittelbar das Ziel. Dienste wie Uber (UberPool), Lyft (Lyft Line) oder Allygator (→ Vans) bieten allerdings oft auch die Möglichkeit, sich mit anderen Fahrgästen zusammenzutun, die in die ähnliche Richtung wollen. Dann reduziert sich der Fahrpreis – dafür muss man eventuell einen kleinen Umweg fahren, weil erst das Fahrziel eines anderen Gastes angesteuert wird. In → Deutschland kennt man dieses Prinzip auch als „Sammeltaxi“.
Deutschland
In Deutschland verboten die Richter des Landgerichts Frankfurt 2015 der Firma Uber, mit ihrem Dienst UberPop (also Fahrern ohne behördliche Beförderungserlaubnis) der traditionellen Taxibranche Konkurrenz zu machen. In Berlin und München vermittelt Uber derzeit unter dem Namen UberX und in Zusammenarbeit mit dem Beförderungsunternehmen ROCVIN Fahrten, die dann allerdings von Fahrern mit Personenbeförderungsschein durchgeführt werden und preislich allenfalls geringfügig unter dem Niveau einer normalen Taxifahrt liegen.
Einkommen
Ridesharing-Firmen sind Teil der sogenannten Gig Economy. Damit bezeichnet man einen vergleichsweise neuen Teil des Arbeitsmarktes: Kleine Aufträge, „Gigs“, die kurzfristig an eine Vielzahl von unabhängigen Kräften (→ Freiberufler) vergeben werden. Von der klassischen Freiberuflichkeit, die in vielen Branchen seit Langem üblich ist, unterscheidet sich die Gig Economy dadurch, dass meist eine Onlineplattform als Mittler zwischen Auftraggeber und dem Auftragnehmer steht. Diese kassiert eine Provision und diktiert die Spielregeln. Oft wird deshalb auch von einer „Plattformisierung der Arbeit“ gesprochen.
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Text: Christoph Koch
Foto: Abdiel Ibarra / Unsplash