Autoren, Amazon und Agenturen, Verlage, Vorschüsse und Vertreterkonferenzen – anlässlich der Frankfurter Buchmesse geht es im Krautreporter-Alphabet diesen Monat um die Buchbranche. Mein Lieblingsbuchstabe: V wie Vertreter.
Amazon
Der im amerikanischen Seattle ansässige Megakonzern begann 1994 bekanntlich als Online-Buchhändler. Bücher, so Jeff Bezos‘ Idee, sind nicht nur etwas, das sich im Gegensatz zu Feigen oder Haustieren gut lagern und einfach transportieren lässt. Sondern sie lassen sich durch ISBN-Nummern auch gut katalogisieren. Und niemand schickt sie nach der Anprobe zurück, weil sie nicht passen. Inzwischen hat sich Amazon längst vom reinen Verkauf in fast alle andere Bereiche der Buchbranche ausgedehnt. Mit Kindle Direct Publishing (KDP) bietet man beispielsweise Autoren die Möglichkeit, ihre Werke ohne Verlag direkt auf Amazon als e-Book zum Verkauf anzubieten. Klassische Verlagsaufgaben wie Lektorat und Covergestaltung müssen dabei in der Regel vom Autor selbst übernommen (oder beauftragt) werden. Dafür bezahlt Amazon mit bis zu 70 Prozent deutlich höhere Tantiemen als Buchverlage, wo diese je nach Auflage und Buchart bei 5 bis 12 Prozent liegen (→ Honorare). Kritiker befürchten durch das Selbstpublishing einen mit minderwertiger Massenware überschwemmten Buchmarkt (→ Output), Befürworter sehen darin eine Demokratisierung.
Buchmesse
Deutschland hat aufgrund seiner jahrzehntelangen Spaltung zwei große Buchmessen: Die im März in Leipzig stattfindende ist die ältere der beiden, ihre Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Im Gegensatz zur größeren Frankfurter Buchmesse, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen wurde, ist sie außerdem eine Publikumsmesse, auf der Leser ihre Lieblingsautoren treffen können und zahlreiche öffentliche Lesungen und Veranstaltungen stattfinden. Die Frankfurter Buchmesse ist dagegen ein klassischer Branchentreff, auf dem vor allem Geschäfte abgewickelt werden. Zentrum dieser Geschäfte ist das relativ verborgene Agentenzentrum, offiziell „Literary Agents & Scouts Centre”. Zu diesem inzwischen weltgrößten Rechtezentrum haben nur → Literaturagenten und deren Geschäftspartner auf Verlagsseite Zutritt. An über 400 kleinen, eng gestellten Tischen finden dort zeitlich knapp getaktet die Treffen statt, an denen die Rechte für die potenziellen Bestseller von morgen verhandelt und verkauft werden.
Cover
„Don’t judge a book by its cover”, ist zwar eine schöne Redensart, aber natürlich werden Bücher oft nach ihrem Umschlag beurteilt oder aufgrund ihres Umschlags gekauft beziehungsweise nicht gekauft. Das führt dazu, dass erfolgreiche Titelmotive (ebenso wie erfolgreiche Inhalte im Übrigen) immer wieder neu geremixt und verwurstet werden. Ob Treppen ins Nichts, gefesselte Hände oder Scherenschnitt-Motive – je nach Genre gibt es Klassiker der Covergestaltung, die immer wiederkehren oder zumindest eine Zeitlang schwer in Mode sind. Das kann man einfallslos finden, gleichzeitig sind gewisse visuelle Codes aber der einzige Weg, einem Leser, der an einem Schaufenster oder Buchhandlungstisch vorbeigeht, in der halben Sekunde, die er ein einzelnes Buchcover ansieht, zumindest grob zu signalisieren, um was für eine Art Buch und um welches Genre es sich handelt. Wobei das Schaufensterszenario immer seltener werden dürfte: Heutzutage müssen Buchcover zunehmend so gestaltet sein, dass sie auch funktionieren, wenn der Leser sie briefmarkengroß auf seinem Smartphone zu sehen bekommt.
Durchschnitt
Der Journalist Matthias Matting ist einer der erfolgreichsten deutschen Selfpublishing-Autoren und betreibt mit seiner Self-Publisher-Bibel ein sehr fundiertes Blog zu diesem Thema. Regelmäßig führt er Umfragen unter deutschsprachigen Selfpublishing-Autoren durch, im vergangenen Jahr kam er unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- Selfpublishing heißt nicht automatisch husch-husch: 31 Prozent der Befragten brauchen länger als ein Jahr für ein Buch, nur 19 Prozent weniger als vier Monate.
- Die durchschnittlichen Einkünfte eines selbstpublizierenden Autoren liegen bei monatlich 683 Euro (Tendenz laufend steigend von 312 Euro im Jahr 2013) – siehe Grafik unten.
- Die häufigsten Gründe für Selfpublishing sind „Weil ich alle Freiheiten habe” und „Weil ich so die Kontrolle behalte”. Die Gründe „Weil ich keinen Verlag gefunden habe” oder „Weil ich schlechte Erfahrungen mit Verlagen gemacht habe” wurden nur selten genannt.
e-Books
Im Vorfeld dieses Alphabets hatte ich Krautreporter-Leser (und alle anderen Interessierten) danach gefragt, welche Aspekte sie am meisten am Thema Buchbranche interessieren und welche Fragen sie haben. Über 100 Leser haben mitgemacht und mir damit sehr geholfen. (Achtung, die folgenden Zahlen sind keine repräsentativen Ergebnisse, die sich verallgemeinern lassen.) Neben gewünschten Schwerpunkten für diesen Text wollte ich auch wissen, ob ihr eure Bücher lieber gedruckt oder als e-Book kauft. Neben den 5 Prozent, die gar keine Bücher kaufen, waren die reinen e-Book-Käufer mit 7 Prozent in der Minderheit. Mit 48 kaufen rund die Hälfte der Teilnehmer Bücher ausschließlich auf Papier, 41 Prozent kaufen sowohl gedruckt als auch digital. Die → Gründe für oder gegen das jeweilige Format habe ich weiter unten ausgewertet.
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Foto: Unsplash / Toa Heftiba).