Ein Szenario.
Zahlreiche US-Bundesstaaten haben in den vergangenen Jahren Marihuana legalisiert, zumindest für medizinische Zwecke. Einige, wie Colorado, Oregon und Kalifornien, erlauben den Cannabiskonsum inzwischen auch zu „rekreativen Zwecken“, also zum Vergnügen. Auch in Deutschland wird verstärkt über die Freigabe von Marihuana debattiert. Doch was würde passieren, wenn man nicht nur Marihuana, sondern gleich alle bislang verbotenen Drogen freigäbe?
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Schulkinder, die am Kiosk Heroin kaufen können, Kinowerbung für Kokain – das will niemand. Bei einer Legalisierung müsste eine kontrollierte Abgabe sichergestellt sein – etwa durch Apotheken oder Geschäfte mit einer speziellen Lizenz. Altersgrenzen wären ebenso nötig wie ein Werbeverbot. Bestimmte Drogen gäbe es nur auf Rezept, nach ärztlicher Untersuchung oder einem Beratungsgespräch.
Laut Schätzungen des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen konsumieren derzeit weltweit 255 Millionen Menschen illegale Substanzen. Entgegen gängiger Auffassungen werden 88 Prozent der Nutzer nicht schwer abhängig oder rutschen sozial ab, sondern haben ihre Drogennutzung weitgehend im Griff. Die Gefahr, dass der Konsum durch eine Legalisierung zunähmen, schätzen Experten als sehr gering ein. Sicherlich gibt es einige Neugierige, die die Kriminalisierung bislang davon abhält, einmal Ecstasy auszuprobieren. Andererseits nähme eine Legalisierung den Reiz des Verbotenen. Grundsätzlich gilt: Wer unbedingt Drogen nehmen will, tut dies in der Regel ungeachtet eventueller Verbote. „Es lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Rechtsentwicklung und der Konsumentwicklung beobachten“, fasst Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, einen Bericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle zusammen.
Bernd Werse, Mitbegründer des Centre for Drug Research an der Frankfurter Goethe-Universität, bestätigt das: „In den Niederlanden kiffen kaum mehr Menschen als in Deutschland, und auch in Colorado gab es nach der Legalisierung nur einen kurzfristigen Anstieg unter jungen Erwachsenen – nicht unter Jugendlichen.“ In Tschechien und Portugal, wo der Konsum harter Drogen zumindest entkriminalisiert worden sei, habe sich dadurch nichts geändert. „Die Konsumraten sind teilweise sogar gesunken.“
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Text: Christoph Koch
Foto: Thought Catalog / Unsplash