Ein Szenario.
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Als Mark Zuckerberg im April 2018 anlässlich des aktuellen Datenschutzskandals von dem US-Senator Lindsey Graham gefragt wurde, wer Facebooks größter Konkurrent sei – oder ob das Unternehmen ein Monopol besitze –, kam der Gründer ins Stocken. „Für mich fühlt es sich nicht so an“, antwortete er schließlich. Doch tatsächlich kann man dem sozialen Netz aus Menlo Park kaum entkommen – egal ob als Privatperson oder Unternehmen. Aber was wäre, wenn Facebook zerschlagen würde?
Rund zwei Milliarden Menschen weltweit nutzen die Plattform regelmäßig, 1,4 Milliarden sogar täglich. Der durchschnittliche Nutzer besucht sie achtmal am Tag und verbringt dort insgesamt 35 Minuten. Zum Vergleich: Twitter hat gerade mal ein Siebtel der regelmäßigen Nutzer (330 Millionen) und wird im Durchschnitt nur eine Minute pro Tag genutzt. „Facebook hat eindeutig eine Monopolstellung, wie Standard Oil sie
im 19. oder AT & T im 20. Jahrhundert hatten“, sagt Kevin Carty von der Denkfabrik Open Markets Institute in Washington D. C. „Und diese beiden Monopole wurden zu Recht zerschlagen.“
Eine Entflechtung in regionale Einheiten wie beim Telefonkonzern AT&T wäre bei Facebook aber nicht ideal. Ein amerikanisches, ein europäisches und ein afrikanisches Facebook? Für viele Menschen liegt der Nutzen des Mediums gerade darin, unkompliziert mit Freunden und Verwandten auf der ganzen Welt verbunden zu bleiben. „Logischer wäre eine Abspaltung von Bestandteilen, die Facebook sowieso erst nachträglich zugekauft hat: Instagram und Whatsapp“, sagt Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und Vorsitzender der deutschen Monopolkommission.
Mit diesen Zukäufen hatte sich Facebook zwei mögliche Konkurrenten einverleibt und die eigene Position weiter gefestigt: Mittlerweile sind 79 Prozent aller Internetnutzer in den USA auf Facebook – und das zweiterfolgreichste Netzwerk ist Instagram, das 32 Prozent verwenden. Bei den „mehrfach täglich“ genutzten Apps liegt Facebook auf Platz 1, gefolgt von Whatsapp. Im Januar 2018 gehörten fünf der sechs meistinstallierten Android-Apps zu Zuckerbergs Konzern. Whatsapp, Facebook Messenger, Instagram und Facebook belegten die ersten vier Plätze, Facebook Lite den sechsten.
„Eine Zerschlagung muss trotzdem immer die Ultima Ratio bleiben“, sagt Achim Wambach. „Denn zum einen ist es ein massiver Eingriff in die Eigentumsrechte. Zum anderen zerstört man damit gerade bei einem Unternehmen, das derart auf Netzwerkeffekten basiert, ein Stück weit den Mehrwert, den es liefert.“ Für die Nutzer müsste sichergestellt werden, dass die einzelnen Teile des Unternehmens nach wie vor problemlos zusammenarbeiten. Wären nach der Zerschlagung von AT&T keine Gespräche zwischen den Kunden der neuen regionalen Unternehmen möglich gewesen, wäre das Telefon nutzlos geworden.