Als sich im Dezember 2018 die etwa 32 000 Klimaexperten, Politiker, Aktivisten, Wirtschaftsvertreter und Journalisten nach 14 Tagen hitziger Debatten im polnischen Kattowitz trennten, lautete ihr Fazit: 2 Grad. Auf 2 Grad Celsius, verglichen mit dem vorindustriellen Niveau, müsse der Anstieg der globalen Temperatur im Mittel begrenzt werden. Beim Weltklimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 hatte die Übereinkunft noch einen Anstieg von „deutlich unter 2 Grad“ vorgesehen, nach Möglichkeit 1,5 Grad. Doch was für einen Unterschied macht ein halbes Grad? Was würde passieren, wenn sich die Erde tatsächlich um zwei Grad Celsius erwärmte?
In seinem jüngsten Bericht hatte sich der Weltklimarat (IPCC) deutlich für ein Ziel von 1,5 Grad Celsius ausgesprochen. Die Begründung: Eine Erwärmung um zwei Grad Celsius hätte aufgrund von Kippeffekten deutlich drastischere Folgen für Artensterben, Extremwetter, die menschliche Gesundheit und den Anstieg der Meeresspiegel. „Der IPCC-Report ist höchst relevant, denn es ist der einzige von der Völkergemeinschaft beauftragte Bericht, den es überhaupt jemals gab“, sagt Reimund Schwarze, Klimaökonom am Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). „Gleichzeitig muss man wissen, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Regionen in einer Gunstzone des Klimawandels liegt.“
Eine weltweite Erwärmung von 2 Grad bedeute zwar eine Erwärmung in Deutschland von 2,5 bis 3 Grad, selbst das sei jedoch noch vergleichsweise unproblematisch. „Trockenheit und Niedrigwasser wären auch dann noch kein Problem“, sagt Schwarze. „Deutschland würde aufgrund der Grundwasserkapazitäten und Niederschläge immer noch kein Wassermangelgebiet. Aber das wirkliche Problem sind die Rückwirkungen aus den Regionen der Welt, die viel stärker betroffen sein werden.“
So geht der IPCC-Report etwa da- von aus, dass bei einer Erderwärmung von 2 Grad Celsius das Überschwemmungsrisiko durch Flüsse für mehr als 20 Prozent der weltweiten Landfläche deutlich zunähme. Der mittlere Meeresspiegel stiege jedes Jahr um vier bis acht Millimeter. So gut wie alle Korallenriffe stürben durch die sogenannte Korallenbleiche, die bei zu hohen Wassertemperaturen auftritt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jahr so heiß wird wie das globale Hitzerekordjahr 2016, stiege auf etwa 90 Prozent, statistisch würden also in etwa neun von zehn Jahren diese Rekordwerte erreicht oder sogar übertroffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Hitzewelle kommt wie im Sommer 2003, die in Europa Zehntausende Todesopfer forderte, läge Jahr für Jahr bei mehr als 50 Prozent.
„Wir haben jedoch schon gelernt, besser mit diesen Hitzewellen umzugehen“, sagt Schwarze. „So viele Menschen wie 2003 sind in den vergangenen Jahren trotz ähnlicher Temperaturen nicht gestorben. Das liegt vor allem an der verbesserten Infrastruktur und einem erhöhten Bewusstsein zum Beispiel in Krankenhäusern und Pflegeheimen.“
Deshalb sind auch Prognosen mit Vorsicht zu genießen, die allein aus bisherigen Korrelationen von Temperaturen und Todesfällen eine Verdreifachung der Hitzetoten vorhersagen, wie sie der Forscher Shakoor Hajat für Großbritannien errechnete.
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