Abgelaufener Joghurt, braun gepunktete Bananen – viele Lebensmittel landen in der Mülltonne, obwohl man sie noch essen könnte. Wollte man zum Beispiel die Welt mit ausschließlich biologisch angebauter Nahrung versorgen (siehe „Was wäre, wenn … es nur noch biologische Landwirtschaft gäbe?„), wäre einer der notwendigen Schritte, deutlich weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Aber was wäre, wenn es wirklich ein Verbot gäbe? Wenn Supermärkte Lebensmittel nicht mehr wegschmeißen dürften?
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Laut den Vereinten Nationen verschwenden wir weltweit ungefähr ein Drittel der produzierten Nahrung, das entspricht jährlich 1,3 Milliarden Tonnen. Während Menschen im Süden Afrikas und in Süd- und Südostasien im Schnitt pro Jahr sechs bis elf Kilogramm wegwerfen, sind es in Europa und Nordamerika 95 bis 115 Kilogramm.
In Deutschland fielen 2015 nach Erhebungen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts 52 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel im Haushalt an, 18 Prozent im Prozess ihrer Verarbeitung und 14 Prozent in der Gastronomie. Landwirtschaft und Fischerei produzieren 12 Prozent der Abfälle, darauf folgen Supermärkte mit vier Prozent.
Letzteres erscheint wenig. Felicitas Schneider aber, die sich für das Thünen-Institut seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, sagt: „Dabei sind nicht die Waren eingerechnet, die vom Handel nicht angenommen werden.“ Wenn einem Supermarkt die Weintrauben nicht mehr knackig genug vorkommen und er sie an den Erzeuger zurückgehen lässt, werden sie nicht dem Handel zugerechnet.
Die WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“ schätzt, dass 14 Prozent der Abfälle auf den Handel entfallen und 39 Prozent auf die Haushalte. Auch diese Zahlen legen nahe, dass ein Wegwerfverbot für Supermärkte allein das Abfallproblem nicht lösen könnte.
Beispiel Frankreich
„Es ist trotzdem nicht falsch, bei den Supermärkten anzusetzen. Dort werden oft Lebensmittel vernichtet, die verpackt und somit gut transportiert und weitergegeben werden können“, sagt Schneider. „Abfälle, die in der Produktion oder Verarbeitung anfallen, kann man oft nur abpumpen und allenfalls kompostieren oder an Tiere verfüttern.“
In Frankreich gibt es seit 2016 ein Gesetz, das Supermärkten mit einer Ladenfläche von 400 Quadratmetern an verbietet, noch verzehrfähige Lebensmittel in den Müll zu werfen. Die Märkte müssen sie entweder an wohltätige Organisationen spenden. Oder – wenn die Qualität dafür nicht mehr ausreicht – zu Tierfutter oder Kompost verarbeiten lassen. Seitdem bekommen Tafeln und andere wohltätige Organisationen rund 20 Prozent mehr Lebensmittel. Allerdings klagen sie nun auch darüber, dass die Qualität der Spenden nachgelassen habe.
„Es ist grundsätzlich heikel, wenn Supermarkt-Mitarbeiter bewerten sollen, was noch gut genug ist, um es an Bedürftige abzugeben“, sagt Felicitas Schneider. „Wenn dann noch Strafen drohen, kann es passieren, dass Lebensmittel gespendet werden, die eigentlich nicht mehr zumutbar sind.“
Für die Organisationen, die die Spenden erhalten, …
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Text: Christoph Koch
Foto: gemma / Unsplash