Amazon Web Services, die Cloud-Computing- Sparte von Amazon, ist nicht nur die Cashcow des Konzerns. AWS ist ein Innovationslabor für die Dienste der Zukunft. Und Werner Vogels ist der technische Kopf dahinter.
Amazon Web Services (AWS) wurde 2006 gegründet und ist heute der weltweit führende Anbieter von Cloud Computing. Das Geschäftsmodell ist simpel: Die stetig wachsenden Serverkapazitäten des Online-Riesen werden an viele kleine Firmen wie auch an Konzerne wie AirBnB, Bayer, die BBC, Facebook, Netflix oder Siemens vermietet. Was 2006 als reiner Speicherdienst unter dem Namen S3 (kurz für Simple Storage Service) begann, ist bis heute auf 175 Services angewachsen. Dazu gehören virtuelle Rechner, auf denen Kunden eigene Programme laufen lassen können, aber auch Algorithmen zur Spracherkennung, die AWS vom internationalen Konzern bis zur Privatperson jedem anbietet, zu Preisen, die sich nach dem Volumen richten. Mit diesen Diensten trug AWS 2019 nur zwölf Prozent zu Amazons Umsatz bei, sorgte aber für 63 Prozent des operativen Gewinns. In diesem Jahr ist der Anteil sogar noch leicht gestiegen.
Chef der Sparte ist seit der Gründung Andrew Jassy; als technischer Kopf hinter AWS gilt jedoch seit jeher der niederländische Informatiker Werner Vogels. Als wichtigen Treiber in der Anfangsphase des Unternehmenszweigs
sieht er die globale Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008: Danach, sagt er, wollten oder konnten viele Firmen nicht mehr in eigene Serverparks investieren – und die flexiblen, skalierbaren Cloud-Dienste von AWS waren eine Alternative, die das Budget schonte.
Ein Großteil der Dienste, die AWS anbietet, wurde ursprünglich für den Mutterkonzern entwickelt. Doch statt sie für sich zu behalten, gibt Amazon sie an andere weiter – das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Sparte. Und weil der Konzern das mittlerweile für viele Firmen tut, entstehen gigantische Skaleneffekte, die es selbst Cloud-Konkurrenten wie Google oder Microsoft schwer machen, die Vormachtstellung von AWS zu knacken.
brand eins: Herr Vogels, was hat ein Händler wie Amazon mit einem Cloud- Anbieter wie AWS gemeinsam?
Vogels: Amazon hat die Leitlinie, das am stärksten kundenorientierte Unternehmen der Welt zu sein. Das musste auch für uns als Cloud-Anbieter gelten. Deshalb haben wir damals dieses neue Geschäftsmodell ent- wickelt, das extrem flexibel ist und bei dem man nur das bezahlt, was man benutzt. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zu- sammen und fragen permanent, was sie brau- chen. So haben wir unser Angebot nach und nach ausgebaut und bieten inzwischen bei- spielsweise auch Machine Learning, also Bild- oder Spracherkennung, an.
Das tun Google oder Microsoft auch. Wodurch unterscheiden Sie sich von der Konkurrenz?
Ich sage immer: Es gibt keinen Algorithmus, mit dem sich Erfahrung komprimieren lässt. Wir haben einfach früher angefangen als an- dere und profitieren von diesem Vorsprung. Cloud Computing ist außerdem ein Geschäft mit massiven Skaleneffekten: Je größer wir sind, desto günstiger werden Dinge wie Speicherplatz oder Rechenkapazität für uns. Und diese Einsparungen geben wir an die Kunden weiter.
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Interview: Christoph Koch
Foto: Amazon