Was wäre, wenn … Männer Kinder bekommen könnten?

Written by on 28/03/2023 in brand eins with 0 Comments

Bei den Seepferdchen funktioniert es: Nachdem die Männchen bei der Paarung die weiblichen Eier befruchtet haben, tragen sie diese, bis sie schlüpfen, in einer Bauchtasche mit sich herum. Während der Schwangerschaft versorgen die Seepferdchen-Väter den Nachwuchs mit Nährstoffen, ermöglichen den Gasaustausch für die Atmung und schützen ihn mit ihrem Immunsystem. In der Tierwelt ist dieser Rollentausch zwischen den Geschlechtern einzigartig. Was aber wäre, wenn auch bei den Menschen die Männer Kinder bekämen?


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Vorweg: Wenn im Folgenden von Männern die Rede ist, sind jene gemeint, bei denen biologisches Geschlecht und Geschlechtsidentität übereinstimmen. Denn trans Männer, die von Geburt aus über eine Gebärmutter und Eierstöcke verfügen, können durchaus schwanger werden. Auch wenn dies zum Beispiel durch die Einnahme von Testosteron unwahrscheinlicher wird.

Schwangerschaft und Geburt als Arbeit entlohnt?

Was bedeutete es, wenn alle Männer bei jedem ungeschützten Geschlechtsverkehr, ohne aufwendige Operationen, schwanger werden könnten? „Es würde sich so ziemlich alles in Bezug auf unsere Vorstellungen von Geschlechterrollen, Familienmodellen und unsere Gesellschaft allgemein ändern“, sagt Claudia Bozzaro, Medizinethikerin an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. „Die Rolle der Frauen als fürsorglich, häuslich, auf Beziehungen bauend – diese traditionelle Sichtweise basiert zu einem großen Teil auf der Tatsache, dass sie die Kinder austragen.“ Auch Verdienstunterschiede zwischen den Geschlechtern (Gender Pay Gap) könnten sich stark verringern, wenn es nicht mehr automatisch Frauen wären, die aufgrund von Schwangerschaften im Beruf pausierten und häufig Teilzeit arbeiteten. Die feministische Autorin Laurie Penny schreibt dazu in einem Essay: „Könnten Männer schwanger werden, würden Schwangerschaft, Geburt und Kinderbetreuung sofort als Arbeit anerkannt und als solche entlohnt werden.“

Selbst wenn man dieser Annahme nicht komplett folgen mag, ist davon auszugehen, dass Teilzeitmodelle deutlich verbreiteter und akzeptierter wären. Der berufliche Wiedereinstieg nach einer Schwangerschaft gestaltete sich für Männer und Frauen einfacher. Und weniger Frauen befänden sich in einer wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Ehepartner, oft mit schlechten Rentenanwartschaften.

„Es gäbe auch massive Auswirkungen auf familiäre Konstrukte, also auf die Frage, wer der sogenannte Ernährer ist und wer zu Hause bleibt“, sagt Bozzaro. „Im Idealfall würde das zu einer gerechteren Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit führen.“ Wären Männer wie Frauen nur bis zu einem bestimmten Alter gebärfähig, hätte das auch Auswirkungen auf ihre Lebensentwürfe. Von Frauen wird erwartet, dass sie ihre Fortpflanzung sehr genau planen – zumindest seit es die Pille gibt. „Wer mit 16 schwanger ist, hat einen Fehler gemacht“, sagt Bozarro. „Aber wer es mit Ende 30 noch nicht ist, eben auch. Diese Erfahrung machen Männer nicht.“ Das könnte sich ändern.

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Text: Christoph Koch
Foto: Aditya Romansa auf Unsplash

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

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