Vor etwas mehr als fünf Jahren wurde ich von der Berliner Charité ausgewählt, an einer Langzeitgesundheitsstudie teilzunehmen. Alle fünf Jahre werde ich jetzt gesundheitlich durchgecheckt, beantworte Fragen zu meinem Lebenswandel, Ernährung, Bewegung und so weiter. Wenn ich mitmache, bis zu meinem Lebensende – und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auch eingewilligt, dass die Forschenden, Informationen zu meiner Todesursache einsehen dürfen.
Ich habe mich gefreut, als ich die Nachricht bekommen habe und damals relativ schnell den Termin für die rund vierstündige Untersuchung gemacht. Kostenlos durchgecheckt werden plus etwas für die Forschung und hoffentlich die Gesundheit der Mitmenschen und nachfolgenden Generationen tun – what’s not to like?
Durchgecheckt von Herz bis Nase
Ende 2023 kam die Nachricht, dass die ersten 5 Jahr um seien und ob ich mich wieder zu einer Untersuchung einfinden würde. Diesmal habe ich ein wenig gebraucht, bis ich den Termin gemacht habe. Erst Coronainfektion, dann viel zu tun, dann Weihnachten. Aber nun war es so weit. Die Leute, die bei der Charité die sogenannte NAKO-Studie durchführen, sind wahnsinnig freundlich. Man bekommt an jeder Ecke das Gefühl: Megagut, dass Sie da sind, wir freuen uns über Sie!
Liegt vielleicht auch daran, dass die Rücklaufquote wohl besser sein könnte. Vor allem ganz junge Menschen kommen oft nicht. Mich hätte man mit 22 vielleicht auch nicht dafür begeistern können. Männer kommen nicht seltener als Frauen, das fand ich überraschend. Freiwillig melden kann man sich übrigens nicht, die Stichprobe soll nicht zugunsten von besonders an (ihrer) Gesundheit interessierten Menschen verfälscht werden.
Erst wird abgefragt, ob ich seit der letzten Untersuchung schwerwiegende Erkrankungen hatte. Mein gebrochenes Sprunggelenk ist nicht schwerwiegend genug, da bin ich ganz kurz beleidigt. (Es wird ganz am Ende noch mal unter dem Punkt „Operationen“ abgefragt, aber auch da ohne Details. Dabei könnte ich stundenlang davon reden, wie manche Menschen aus meinem Umfeld gerne bezeugen werden …) Nach der Fragerunde gibt es ein EKG und Grundwerte wie Größe, Gewicht, Körperfett, Blutdruck, Puls und so weiter werden erfasst.
Ich bekomme für eine Woche einen Bewegungsmesser umgeschnallt, der meine Aktivität misst. Ein 24-Stunden-EKG wäre auch noch optional möglich, aber damit ist man relativ arg verkabelt. Würde mich eigentlich auch interessieren, aber ich muss direkt nach der Untersuchung länger im Zug sitzen, dann zu einem beruflichen Termin und am nächsten Tag durch eine Flughafensicherheitskontrolle (dritter Bahnstreik in kurzer Zeit, drittes Mal erwischt). Deshalb lehne ich ab. Aber in fünf Jahren bin ich auch da dabei, versprochen!
Superkraft schnell einschlafen
Danach gibt es einen Erinnerungstest: Zahlenfolgen rückwärts wiedergeben, Wörter merken und sofort und nach eine gewissen Zeit möglichst viele davon wiedergeben. Ich gebe eine Urinprobe ab, mir wird Blut abgenommen und ein Ultraschall von Bauch, Organen und Herz gemacht. Sehtest und Hörtest und – das gab es von fünf Jahren noch nicht, wenn ich mich richtig erinnere – ein Riechtest. (Alles richtig errochen, yeah!) Am Ende gibt es noch ein paar Fragebögen am Computer auszufüllen. Einen zum Thema logisches Denken, einen mit ein paar Fragen zum Lebenswandel, die ein wenig privater sind und von denen sich die Forschenden vermutlich ehrlichere Antworten erwarten, wenn man sie alleine am Computer beantwortet. Psychische Gesundheit, Alkohol, solche Sachen. Eine Frage mochte ich besonders: „Wie lange hat es in den letzten vier Wochen für gewöhnlich gedauert, bis Sie eingeschlafen sind?“ Leider war der niedrigste Wert, den man einstellen konnte, eine Minute. Ich behaupte, ich liege oft noch darunter. Geheime Superkraft, geerbt von meinem Vater.
Am Ende bekommt man noch eine Tasse oder einen Regenschirm und 10 Euro Aufwandsentschädigung – natürlich zu versteuern. Zuhause muss ich noch eine Woche Buch führen über Ernährung und Sport und in ein paar Wochen bekomme ich einen Brief mit den Ergebnissen des Bluttests. Und dann in fünf Jahren wieder eine Einladung. Ich finde es ein gutes Projekt und hoffe, dass im Lauf der Jahre dabei Erkenntnisse entstehen, die jemandem helfen, vielleicht am Ende ja sogar mir selbst.
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Stichwort Bahnstreik: Ich fahre sehr gerne Bahn, aber seit Corona deutlich seltener. Einfach, weil viele Termine seitdem virtuell laufen. Lange hatte ich mit den Bahnstreiks Glück und es wurde immer gestreikt, wenn ich gemütlich im Home Office saß. Seit letztem Herbst erwischt es mich aber konstant. Im November nach einem Vortrag in Karlsruhe gestrandet, im Januar nicht nach München gekommen und jetzt nicht von Düsseldorf retour. Oder eben doch, aber eben zähneknirschend mit dem Flieger. (Mietwagen wäre minimal klimafreundlicher, wenn ich richtig rechne – aber auch nur, wenn der Wagen nicht vom Unternehmen wieder zurück an den Anmietort überführt werden muss.) Trotz allem: Volle Solidarität mit den Lokführerinnen und Lokführern.
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Auch noch schön: Jessica hat bei radio eins Karten für das ausverkaufte Konzert von Tristan Brusch gewonnen – und ich durfte mit. Das Publikum oft ein wenig sehr von sich selbst beseelt, aber sonst ein wirklich ganz zauberhafter Abend.
Wer Tristan Brusch ist? Joachim Hentschel hat für die SZ gewohnt super aufgeschrieben.
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