Die Diskussion, ob soziale Medien das Posten von Links (immer mehr) bestrafen bzw. solche Posts in ihrer Reichweite einschränken, ist noch nicht endgültig zu Ende. Threads-Chef Adam Mosseri sagt zwar, We do not down-rank links. Aber richtigen großen Erfolg kann man mit dem Empfehlen von guten Texten oder Ähnlichem in den sozialen Netzwerken nicht erzielen. Das hat zum Beispiel Michael Seemann alias mspro dazu bewogen, genau: einen Newsletter zu starten. Krasse Links wird immer sonntags versendet und die beiden ersten Folgen fand ich schon mal sehr gewinnbringend.
Krasse Links Newsletter – Folge 2
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Immer lohnenswert sind auch die Einlassungen von Tante zu verschiedenen Internet- und Digital-Themen. Aktuell hat er sich Gedanken über KI-Regulierung gemacht und warum es manchen dabei so um Schnelligkeit zu gehen scheint.
„Man hört oft, dass es darum geht, das jetzt schnell zu machen, weil im Herbst überall die Rechtspopulisten und Faschisten gewählt werden, aber ist nicht gerade dann insbesondere die Art, wie der AI Act die Nutzung von “KI” zur Massenüberwachung und an den Grenzen erlaubt, absolut unverhandelbar? Warum sollen wir jetzt hektisch den Rechtspopulist*innen die Maschinen für ihre Visionen der Unterdrückung des Widerstandes legalisieren?„
Innovation ist kein politischer Wert
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Die Rubrik heißt zwar Gern gelesen, aber das ist hier ja meine Party – und deshalb zum Schluss statt einer Lese- noch zwei Filmempfehlungen.
„All of Us Strangers“ ist eine immens traurige, aber letztlich auch versöhnliche Geschichte über Familie, Einsamkeit, Vergebung, Sehnsucht, Kindsein, Elternschaft, am Ende einfach Liebe in all ihren Formen und Varianten. Ein Film über die „accidental cruelty of families“ hat es der exzellent Hauptdarsteller Andrew Scott genannt. Lange hat kein Film mehr so lange nachgeklungen wie dieser.
„The Holdovers“ hat auch seine traurigen Momente, ist aber insgesamt deutlich mehr Feelgood-Kino als „Strangers“. Ich fand die Filme von Regisseur Alexander Payne („Sideways“, „The Descendants“) bisher immer topokay, aber nie so richtig Lieblingsfilme-des-Jahres-toll. Mit „The Holdovers“ – einer Geschichte über die Winterferien 1970 in einem Internat in New England – hat er mich aber voll gekriegt. Eine Mischung aus „Club der Toten Dichter“ (ohne den ganz großen Pathos) und „Rushmore“ (ohne die Wes-Anderson-Haftigkeit). Tolle Musik, toller Look – oder sagt man bei Filmen auch CI? – und eine schöne Geschichte über die Fesseln der Vergangenheit und wie man sie abwerfen kann.
Bild: via Artvee