Rund 700.000 Wohnungen fehlen laut einer aktuellen Studie in Deutschland – so viel wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Etwa in dieser Zeit ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Person gestiegen – von rund 35 Quadratmetern 1991 auf derzeit mehr als 45 Quadratmeter. Braucht es daher nicht unbedingt mehr Wohnungen, sondern vor allem angemessenere? Was wäre, wenn der Wohnraum begrenzt würde?
„Wir sollten über rechtliche Möglichkeiten zur Wohnraumbegrenzung nachdenken“, sagte Maren Kern, Chefin des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, 2022 in einem »Zeit«-Interview. „Es geht nicht, dass wir über Knappheit klagen und gleichzeitig die Wohnfläche pro Kopf vielerorts weiter steigt.“
Das Buch
“Was wäre, wenn…?
33 Szenarien, die unsere Welt neu denken”
jetzt bestellen!
Die Gründe für Letzteres sind vielfältig: Neben gestiegenen Ansprüchen gibt es immer mehr Einpersonenhaushalte. Auf den Mietmärkten werden zudem oft Singles und kinderlose Paare gegenüber Familien bevorzugt, da sie als solventer und unkomplizierter gelten. Alleinstehende Rentnerinnen und Rentner oder Paare, deren Kinder ausgezogen sind, leben oft in großen Wohnungen. „Aufgrund der gestiegenen Stadtmieten ist es aber oft nicht rentabel, in eine kleinere Wohnung umzuziehen, die dann womöglich teurer ist als die alte“, sagt Miriam Neßler, Wissenschaftlerin am Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung.
Bislang sei Neubau die Hauptantwort auf die Wohnraumkrise. „Doch sowohl die Flächenversiegelung als auch die CO2-Emissionen durch Neubauten sind extrem schlecht für das Klima“, so Neßler. Den bestehenden Wohnraum sinnvoller und gerechter zu verteilen biete ein riesiges Potenzial. Das bestätigt die im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellte Studie „Flächensparend Wohnen“, darin heißt es: „Das Treibhausgasminderungspotenzial einer Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche ist enorm.“
Auch würden die Energiekosten geringer werden, da weniger überdimensionierte Wohnungen beheizt werden müssten. Ein weiterer Vorteil: eine bessere soziale Durchmischung in den Wohnvierteln und dadurch womöglich mehr Zusammenhalt. Mieteinnahmen durch Untervermietung könnten zudem Alleinlebende finanziell entlasten.
Weiterlesen auf brandeins.de …
Text: Christoph Koch
Foto: Foto von Kimson Doan auf Unsplash