Schneider Electric: Grünes Puzzle mit vielen Teilen

Written by on 30/09/2024 in brand eins with 0 Comments

Energieeffizienz ist ein unterschätzter Faktor beim Klimaschutz. Das französische Unternehmen Schneider Electric arbeitet seit Langem daran. Ein Gespräch mit der Europa-Chefin Gwenaelle Avice Huet.

Schneider Electric zählt zu den 100 größten Unternehmen Europas und ist weltweit im Energiemanagement und in der Automatisierungstechnik aktiv. Die Firma hat ihren Hauptsitz im Westen von Paris. Allein 30 Niederlassungen betreibt sie im deutschsprachigen Raum. Bekannt ist sie hierzulande jedoch kaum. Dabei steckt die Technik der Firma und ihrer Untermarken Merten, Ritto und ABN in Lichtschaltern und Sprechanlagen, Smart-Home-Lösungen und E-Auto-Ladeboxen, in IT-Rechenzentren und Überwachungssystemen.

Schon früh hat der Konzern auf die ökologische Wende gesetzt und dafür verschiedene Auszeichnungen erhalten. So wird Schneider Electric beispielsweise seit 13 Jahren in Folge im Ranking der „Most Sustainable Corporations in the World“ geführt, einem in Kanada beheimateten Nachhaltigkeitssiegel. In diesem Jahr belegt der Konzern Platz 1 der eigenen Branche und Platz 7 weltweit. Ebenfalls seit 13 Jahren ist Schneider Mitglied im Dow Jones Sustainability Index, auch dort als Branchenführer. Ende Juni wurde das Unternehmen in einem Ranking des US-Nachrichtenmagazins »Time« in Zusammenarbeit mit Statista sogar zum „nachhaltigsten Unternehmen der Welt“ gekürt.

brand eins: Frau Avice Huet, es gibt ein Video, in dem Sie ein Interview geben, während Sie mit einem Gleitschirm durch die Lüfte segeln. War das Ihre Idee?

Gwenaelle Avice Huet: Ja, das haben wir im Juni vergangenen Jahres am Montblanc aufgenommen. Ich wollte damit auf die langsam verschwindende Eis- und Schneekuppe des Berges aufmerksam machen. Jedes Jahr geht ein wenig mehr verloren. Von einem Gleitschirm aus lässt sich das sehr gut beobachten.

Damals waren Sie noch nicht Europa-Chefin bei Schneider Electric. Würde Ihnen der Konzern – beziehungsweise dessen Versicherungen – heute noch solche Stunts erlauben?

Ach, das wäre sicher kein Problem (lacht). Ich war schon damals im Vorstand, zuständig für Strategie, Nachhaltigkeit, Qualität, Kundenzufriedenheit und Unternehmensübernahmen. Momentan bleibe ich tatsächlich mehr am Boden: Ich trainiere für einen Marathon. Auch das hat mit Umweltschutz zu tun.

Nämlich was?

Schneider Electric ist Partner des Paris-Marathons und hilft dabei, die Veranstaltung CO2-neutral zu machen. Außerdem unterstützen wir die Organisation Green Runners. Diese achten bei all ihren läuferischen Aktivitäten, von der Anreise zu einem Wettkampf bis zur Ausrüstung oder Ernährung, auf Nachhaltigkeit. Für mich ist das ein weiterer Weg, Aufmerksamkeit für diese Themen zu schaffen, die mir am Herzen liegen.

Bevor Sie zu Schneider Electric kamen, hatten Sie eine recht abwechslungsreiche Karriere. Was hat Sie am meisten geprägt?

Ich bin ausgebildete Physikerin und Chemikerin und habe auch ein wenig in der Forschung gearbeitet. Meine erste wichtige Rolle übernahm ich jedoch im Generalsekretariat für Europäische Angelegenheiten im Büro des damaligen französischen Premierministers François Fillon. Danach arbeitete ich im französischen Ministerium für Europäische Angelegenheiten und im Umweltministerium. Aber egal, wo: Bei meiner Arbeit ging es immer um Energie und Klimawandel. Das sind Themen, über die heute jeder spricht. In den Nullerjahren hingegen waren das keine Prioritäten. Dennoch wusste ich von Anfang an, dass ich in diesem Bereich tätig sein will.Was hat Sie daran gereizt?

Etwa 80 Prozent unserer Emissionen sind energiebedingt. Energie muss deshalb umweltfreundlich werden. Ein Puzzle mit vielen Teilen: Energie ist Sache der Versorgungsunternehmen, aber eben nicht nur. Wir brauchen auch die politischen Entscheidungsträger, um die Regeln festzulegen, das richtige Energiesystem sowie hochwertige Technik, um das effizient umzusetzen. Vor allem aber brauchen wir die Mehrheit der Menschen, die mit ihrem Verhalten den Energieverbrauch ganz entscheidend bestimmen. Durch meine Arbeit will ich dabei helfen, die verschiedenen Puzzleteile zusammenzubringen.

In Deutschland ist Schneider Electric zwar sehr aktiv, aber vielen kein Begriff. Können Sie kurz erklären, was das Unternehmen tut und in welche Richtung es sich gerade entwickelt?

Mit mehr als 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit sind wir spezialisiert auf elektrische Energieverteilung und industrielle Automatisierung. Für die Industrie bieten wir Lösungen zur Steuerung, Kontrolle und Überwachung von Maschinen und Anlagen. Aber Gebäude sind unser zweites wichtiges Standbein. Wir bieten alles an, was zum Energiemanagement notwendig ist: von Sicherungen und Sensoren bis zur Software, die automatisch die Jalousien herunterlässt, wenn die Sonne auf eine Fensterfront fällt. Oder die den Energieverbrauch sehr detailliert erfasst und analysiert.

Früher haben wir vor allem Hardwarekomponenten entwickelt und gebaut. Heute werden Software und Services immer wichtiger, mit denen diese mittlerweile vernetzten Geräte erst ihre volle Leistung entfalten.

Nachhaltigkeit heißt also vor allem, dass Sie Ihren Kunden helfen, durch Automatisierung und smarte Gebäude- und Industrielösungen Energie zu sparen?

Weiterlesen auf brandeins.de
Interview: Christoph Koch
Foto: Schneider Electric

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , ,

About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

Subscribe

If you enjoyed this article, subscribe now to receive more just like it.

Subscribe via RSS Feed

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Top

Entdecke mehr von Christoph Koch

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen